02.06.2022

26. Diagnostik-Symposium: Alles im Wandel?


Am 2. Juni 2022 fand in Schaan das 26. Diagnostik-Symposium der Dr. Risch-Gruppe statt. Rund 150 Fachpersonen aus dem deutschsprachigen Raum nahmen an der Veranstaltung zum Thema «Alles im Wandel?» teil. Die Fachtagung stand unter dem Patronat der Liechtensteinischen Ärztekammer, dem Ärzteverein Werdenberg-Sarganserland sowie der Privaten Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL).

Referierende und Gastgeber (v.l.): Prof. Christoph Säly, Prof. Christian Müller, Prof. Andreas Widmer, Prof. Lorenz Risch, Prof. Andréa Belliger, Dr. med. Martin Risch, Prof. Harald Renz und Dr. med. Stefan Markun (Foto: Brigitt Risch)

«Mit dem diesjährigen Thema «Alles im Wandel?» greifen wir eine der wenigen Konstanten des Lebens auf: die Veränderung», eröffnete Dr. med. Martin Risch, CEO der Dr. Risch-Gruppe, das 26. Diagnostik-Symposium. «Dieses komplexe Phänomen tritt in der Medizin und Wissenschaft abwechselnd als Ursache und Wirkung bahnbrechender Innovationen, essenzieller Verbesserungen und neuer Erkenntnisse auf.» Was die Veränderung vorantreibt und welche Gesichter sie annehmen kann, darüber berichteten sechs hochkarätige Referentinnen und Referenten verschiedenster Fachrichtungen. Ihre Erkenntnisse aus den Bereichen Endokrinologie, Labormedizin, Infektiologie, Kardiologie und Allgemeine Innere Medizin sowie die Aufschlüsse interdisziplinärer Ansätze zeigten eindrücklich auf, wohin die Reise im Gesundheitswesen gehen kann.

Krankheitsverständnis in Entwicklung

Es ist eine Tatsache, dass die grossen Volkskrankheiten weltweit auf dem Vormarsch sind. Diese sogenannten non-communicable diseases (NCDs) umfassen insbesondere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, chronische Lungenerkrankungen und Asthma, Tumore oder chronische Nieren- und Lebererkrankungen. «Inzidenz und Prävalenz der NCDs nehmen weltweit zu. Warum ist dies so?» Diese Frage stellte Prof. Dr. med. Harald Renz, Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin UKGM, in den Raum. «Im Wesentlichen hat dies mit den veränderten Lebensbedingungen und Lebensweisen zu tun.» Mobilitätsspektren, Ernährungsweisen, Wohn- und Arbeitsverhältnisse verändern sich und psychische Beeinträchtigungen treten vermehrt auf. Aber auch klimatische Ereignisse wie Sandstürme, Trockenheit, Hitzewellen oder starke Gewitter haben einen unmittelbaren Einfluss auf Störungen im Immunsystem und des Metabolismus. «Es ist eine Herkulesaufgabe, diese komplexen Zusammenhänge miteinander zu integrieren und Modelle zu entwickeln, wie wir diese Volkskrankheiten besser beherrschen können – sowohl was Diagnose als auch Therapie und Rehabilitation anbelangt», resümierte Renz.

Antibiotikatherapie im Wandel

In seinem Vortrag über personifizierte Antibiotikatherapie ging Prof. Dr. med. Andreas Widmer, Emeritierter Stv. Chefarzt am Universitätsspital Basel, auf die Notwendigkeit ein, die Therapie einerseits auf die Patientinnen und Patienten und andererseits und auf die Keime abzustimmen. Dabei wies er auf einen Paradigmenwechsel bezüglich der Interpretation von Antibiotikaresistenzen hin und erläuterte praxisnah diese neue Klassifizierung. Damit bei bestimmten Fragestellungen Antibiotika wirksam eingesetzt werden können, wird die Bestimmung einer sogenannten minimalen Hemmkonzentration benötigt. Diese wurde ebenfalls an einem praktischen Beispiel erklärt.

Früherkennung durch neue Möglichkeiten

Prof. Dr. med. Christian Müller, Chefarzt und Leiter Klinische Forschung und stationäre Kardiologie am Universitätsspital Basel, gab einen Überblick über die jüngsten Fortschritte im Bereich der Früherkennung des akuten Koronarsyndroms, zu welchem beispielsweise die instabile Angina pectoris oder der Herzinfarkt zählen. Dabei betonte er die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung, um den Herzmuskel möglichst zu schützen. «Die Eckpfeiler der Diagnostik bilden Anamnese, 12-Kanal-EKG und die serielle Messung von kardialen Troponinen», brachte es Müller auf den Punkt. Durch die Entwicklung von hochsensitiven kardialen Troponin-Tests sei es beispielsweise möglich, jene Patientinnen und Patienten rasch zu identifizieren, die von einer Aufnahme auf die Herz-Überwachungsstation profitieren könnten. Gleichermassen sei es damit möglich, Personen mit geringem Risiko früher aus der Notaufnahme zu entlassen.

Modernes Lipidmanagement

In seinem Update zum praktischen Lipidmanagement hob Prof. Dr. med. Christoph Säly, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Kardiologie hervor, dass kardiovaskuläre Erkrankungen die häufigste Todesursache sind, zurückzuführen auf atherosklerotische Veränderungen von Arterien. «Da in deren Entstehung Lipide eine entscheidende Rolle spielen, ist das Lipidmanagement in der kardiovaskulären Prävention von entscheidender Bedeutung», betonte Säly. Epidemiologische Studien zeigen, dass Menschen mit hohem LDL-Cholesterin ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle haben. Die Senkung des LDL-Cholesterins steht daher im Zentrum des modernen Lipidmanagements.

Bessere Patientenversorgung durch Clinical Reasoning

In der Grundversorgung mit ihrer grossen Vielfalt an Konsultationen und dem breiten Bevölkerungsspektrum können Clinical Reasoning-Methoden hilfreich sein, um Symptome einer Krankheit besser zuzuordnen. Bei diesem Prozess werden jeweils gezielt Patienteninformationen gesammelt und bewertet, um eine angemessene medizinische Behandlung zu bestimmen. «Im Gegensatz zu intuitivem Vorgehen sind Entscheidungen, die auf Clinical Reasoning basieren transparent und begründbar», führte Dr. med. Stefan Markun, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin am Universitätsspital Zürich, aus. «Doch für eine vollständige Differentialdiagnose und systematisches Erwägen aller Wahrscheinlichkeiten fehlen nicht nur die Zeit, sondern auch Training und in den meisten Fällen auch die Datengrundlage.» In der Folge stellte er eine in der Grundversorgung machbare Clinical Reasoning-Methode vor.

Digitale Transformation im Gesundheitswesen

Die Digitalisierung schreitet auch im Gesundheitswesen zügig voran. Prof. Dr. Andréa Belliger, Co-Direktorin IKF und Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Luzern, ging der Frage nach, was digitale Transformation im Gesundheitswesen eigentlich ist. «Es handelt sich hier um einen gesamtgesellschaftlichen Prozess, jenseits von Gesundheitsapps und smarten Algorithmen», hielt Belliger fest. Die digitale Transformation sei im Kern kein technologischer, sondern vielmehr ein kultureller Transformationsprozess, verbunden mit neuen Werten und Normen wie offener Kommunikation und Transparenz. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Organisation und Führung und erfordert von Unternehmen wie auch Mitarbeitenden viel Offenheit und Veränderungsbereitschaft.


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